Bericht 9: 2. Februar 2006

Panama

Verbindender Panamakanal

15. Januar  – 1. Februar 2006

Eindrücke / Geschichtliches / Hintergründiges …

- In den ersten paar Häuser viel uns auf, dass diese viel auf Pfählen gebaut wurden. Offenbar scheint hier das Wasser oft recht hoch zu stehen.

- Panama benutzt den USD als offizielle Währung, gebrauchen jedoch „Balboa“ als Name. Die Noten sind genau gleich wie in Amerika, wobei bei den Münzen nebst den amerikanischen auch eine eigene Serie in selber Grösse und Wert im Umlauf sind.

- Panama war früher mit Kolumbien vereint ein Land. Die beiden Länder werden von einem dichten Dschungel getrennt, welcher als Umschlagsplatz von verschiedenen illegalen Geschäften genutzt wird. Auch verstecken sich hier die Guerilla-Kämpfer Kolumbiens vor den Militärs… Die Panamerica endet in Panama und man muss, sofern man mit dem Auto unterwegs ist, sich verschiffen lassen.

- Apotheken verkaufen nebst dem Medizin und Kosmetik auch vieles andere, was man braucht oder nicht. So kann man hier Süssigkeiten, Heftli, Spielsachen, DVD’s, Sportartikel, Taschen, etc finden…

- Die Chickenbusse, welche in ganz Zentralamerika verkehren, sind auch in Panama recht aktiv. In Panama City gelten sie als öffentliches Verkehrsmittel. Diese alten amerikanischen Schulbusse sind wunderschön bemalt (Graffiti etc) und verziert (Figuren und Bänder). Die Bänke sind manchmal verstellt und oft nicht sehr gepolstert, während man dank fehlender Federung die Bodenbeschaffenheit direkt selber zu spüren kriegt. Weiter investiert wurde in die Musikanlage. Grosse Boxen verbreiten während der Fahrt zackigen Latino-Techno-Sound in einer Lautstärke, wo auch Ohrenstöpsel nicht mehr helfen würden. Zu guter letzt haben diese Busse verchromte Auspuffrohre, welche schwarze Rauchschwaden von sich geben und tönen, wie eine Corvette ohne Auspuff. Und eben diese Busse verkehren den ganzen Tag in der Stadt und führen auch Renen durch mit sehr hohen Tempi… DAve wird diese Gefährte speziell vermissen, weil dieses Donnern und Gehupe dieser schönen Gefährte faszinierten ihn total. (In der Nacht sind diese z.T. auch mit Neonleuchten und Blitzlichter aller Arten ausgestattet…).

- Amerikaner handelten sich vor etwas mehr als 100 Jahren einen einseitigen Vertrag über die Verwaltung des Kanales aus. (Die offizielle Vertretung Panamas war nicht wirklich anwesend). Weiter wurde die militärische Bewachung von amerikanischem Militär festgehalten sowie ein Landstrich von einigen 100 oder 1000 Meter rechts und links des Kanals als „neutrale“ Zone. (Also quasi amerik. annektiertes Land…). Erst 1999 hat Amerika die Verwaltung ganz an Panama übergeben und die Militär-Basen geräumt. Die Meinung darüber ist bei den Leuten sehr geteilt. Durch den Rückzug gingen dem Land einige 100 Mio USD pro Jahr an Investitionen und 1000e von Arbeitsplätzen verloren. Ausserdem sei der Kanal früher schöner gepflegt gewesen. Anderseits finden viele auch, dass sich Amerika nicht auf dem Boden Panamas aufhalten soll… (Amerika „musste“ die ganze Munition am Kanal zurück lassen, da der Abtransport zu teuer käme- die Lager sind „eben“ im Dschungel…).

- Im Moment herrscht ein regelrechter Baumboom in Panama. Überall wird gebaut und investiert, was das Zeugs hält. Man erhält als Tourist rasch Flyers von Anwälten oder sogar ganze Zeitschriften mit Immobilien. Es wird einem sogar erklärt, wie man einfach immigriert…

Bericht:

Reise Costa Rica – Panama (15. Januar 2006)

Mal wieder hiess es ganz früh aus den Federn steigen, denn weiter sollte es gehen nach Panama. Doch was für eine Überraschung: es regnete. Und zwar so stark, wie selten gesehen. Wir überlegten uns sogar, ob wir die Reise um ein paar Stunden oder sogar einen Tag (Zeit haben wir ja) verschieben sollten, aber tapfer hüpften wir raus und oh Wunder, genau als wir aus unserem Zimmer traten, liess der Regen wieder ein wenig nach…


Die Reise war ziemlich unspektakulär. Die Grenze überschritten wir zu Fuss über eine ca 200 Meter lange Brücke, welche über einen breiten Fluss führte. Diesen konnte man sehr gut zwischen den morschen Holzlatten sehen, welche auf dem rostigen Gerüst lagen… Auf der anderen Seite angelangt, wollten wir noch unsere Colones wechseln, was auf der Costa Rica-Seite nicht möglich war. Tja, es wäre schon gegangen, wollten diese jedoch einen Kurs, was mit „Halsabschneider“ noch zu gelinde ausgedrückt wäre. So nahmen wir halt die Colones wieder mit in der Hoffnung, diese später wechseln zu können.

Von Changuinola nach Bocas del Toro ging es wieder einmal mit einem Boot weiter. Die Aussicht wäre wohl sensationell gewesen, wenn wir „dank“ dem Regen nicht die Seiten schliessen mussten. Die Fahrt führte nämlich mitten durch die Bananenplantagen von Chiquita.

Bocas del Torro (16. Januar 2006)

Bocas del Torro empfing uns auch mit wunderbarer Wasserflut, welche sofort nach unserer Ankunft wieder einsetzte. Wir erkundeten dennoch die Strassen und Tauchshops und waren doch verblüfft, wie schnell sich Nebenstrassen in Seen verwandeln können…

Am nächsten Tag ging es mal wieder tauchen. Das Wetter war ein wenig bedeckt, unter Wasser spielt das jedoch eigentlich(fast) keine Rolle… (Man ist ja sowieso nass.) Es war wieder herrlich. Wie halt zu Beginn fast normal, sahen wir auch dieses Mal ein spezielles Tier: den „Flying Gurnard“. Dies ist ein Fisch, dessen Flossen etwa ähnlich sind wie bei einem Schmetterling die Flügel. Er kann sie an den Körper nehmen und dann aufspannen, worauf man die wunderschönen Farben sehen kann.

David (17.-20. Januar 2006)

Da wir offenbar nicht so “wetterglücklich” waren an der karibischen Küste, entschlossen wir uns nach Süden zu gehen. Am Morgen nahmen wir wieder ein Wassertaxi, welches uns nach Almirante verschiffte, von wo wir gleich Anschluss auf einen Bus nach David hatten. Die Fahrt über die Berg/Hügelkette war wundschön und hat sich echt gelohnt (der Flug Bocas – David wäre fast gleich teuer gewesen bei viel weniger Zeit…). Auch Panama hat herrlich grüne Gegenden und Staudämme etc zu bieten…

In der Nähe der zweitgrössten Stadt von Panama liegen die „Los Pozos de Caldera“. Bei diesen heissen Quellen kann man sich in einen Fluss setzen und spürt so z.B. auf der linken Seite des Körpers das kühle Wasser des Flusses, während auf der anderen Seite das warme Quellenwasser strömt. Wir hatten sogar noch Glück: Wir konnten die Quellen ganz ungestört und alleine geniessen.

Ein weiterer schöner Ausflug ist der „Sendero Los Quetzales“, eine Wanderung, auf welchem gute Chancen bestehen, einen Quetzal (u.a. Nationalvogel von Guate) zu sehen. Der Hike war trotz des Wetters wunderschön. Wir haben zu Beginn noch einen Deutschen (Christian) kennen gelernt, welcher die 6-7 Stunden mit uns gelaufen ist. Aufgrund der Lage des Waldes (Hike geht von 2500 runter auf 1500 Meter) hat man praktisch immer Wolken, sehr häufig Regen. Bei uns war es vor allem der Regen, der das fotografieren des einmaligen Regenwaldes verhinderte. Und auch der Quetzal schien gerade im Trockenen gewesen zu sein.

Nachdem wir am Morgen in Cerro Punta gestartet waren, kamen wir am Nachmittag in Boquette an. Weil gerade die Ausstellung „Feria de las Flores y del Café“ statt fand, kriegten wir wirklich eines der letzten Betten im kleinen Städtchen. Wir liessen es uns nicht nehmen und auch an diese Ausstellung zu gehen, wo geschätzte 95% Einheimische waren. Es war wie so oft halt eine Alkoholorigie, wobei man auch wunderbare Pflanzen aller Art bewundern konnte.

Am nächsten Morgen hatten wir sogar das Glück, endlich unsere Colones zu verkaufen, was wirklich eine Erleichterung war, mussten wir somit an etwas weniger denken. (Die Banken wechseln das Geld übrigens auch nicht- in ganz Panama nicht. Und in Wechselstuben hat man einen Kursverlust von bis zu 50%!).

El Valle (21.-23. Januar 2006)

Als wir am Morgen mit einem Taxi direkt an den Busbahnhof gebracht wurden, konnten wir zufälligerweise einfach in den bereitstehenden Bus Richtung Panama City „hüpfen“. Was für ein Schock, gemäss Anzeige im Bus wurde die Temperatur permanent auf 11-13° gehalten… Und genau dieses Mal hatten wir nichts Warmes im Rucksack dabei… Und: aus diesem Grund, ev auch anderen Gründen, wechselte die Türklinke des WC’s (im Bus) die Hand zwischen DAve und Christine… Naja, auch ne tolle Erfahrung. Wir waren auf jeden Fall froh, als wir nach etwa 4 Stunden auf halber Strecke aussteigen durften. Nach kurzem warten kam auch hier bereits wieder ein Bus (wie schön!), in welchem bereits mächtig Bier konsumiert wurde und auch auf lustige Art „ausgelebt“ wurde…

El Valle liegt mitten in einem Vulkankrater auf einigen 100 Meter Höhe. Das Klima hier ist aus diesem Grund um einiges angenehmer, da u. A. auch ständig ein leichter Wind bläst.

Nach der Ankunft machten wir uns direkt auf zu unserer Schönheitskur: bei den „Pozos Termales“ kann man sich „Fango-bepacken“ und sich danach in ein heisses Wasserbecken setzen, welches von tiefstem Grund des Vulkanes genährt wird.

Ein weiteres schönes Erlebnis war die „Erklimmung“ des „La India Dormida“. Nach einem anstrengenden Aufstieg konnte man das wunderbare Panorama des Kraterkessels geniessen. Und in der Mitte war eben das El Valle. Am Abend gingen wir noch zu den „Arboles cuadratos“ (viereckige Bäume). Dies soll weltweit einzigartig sein und es gibt Legenden, wieso diese beiden Bäume viereckige Stämme haben. Sieht noch witzig aus.

Bevor es dann weiter ging, musste Chrigi die blödeste „Duschsituation“, welche man sich vorstellen kann, „geniessen“: nach dem einseifen kein Wasser mehr…

Panama City (24.01. – 01.02.2006)

Nach einer Busfahrt ohne umsteigen kamen wir also in der Landeshauptstadt an, welche die meisten vom Panamakanal her kennen. Es ist eine typische Grossstadt, welche sich gerade in einem Bauboom befindet. Es wird gebaut und investiert, was das Zeugs hält. Gleichzeitig hat es jedoch sehr viele Arbeitslose im Land, da viele illegale Einwanderer die offenen Stellen unter der Hand bekommen. Oder einfach schwarz arbeiten.

Am Abend trafen wir Erich vom HC-Club (im Bericht Guate erwähnt), welcher uns in seinem Auto zu einer Stadtrundfahrt einlud. Danach ging es noch zum Restaurant „Steinbock“, wo wir ein „Radler“ bestellten (also Radler haben wir auf Deutsch ausgesprochen) und ohne Augenzwinkern auch ein solches bekamen!

Bei einem Stadtrundgang erkundeten wir „Casco Antiguio“, ein Stadtteil in Panama. Hier findet man schöne Bauten, z.T. noch recht altertümlich. Gleichtags ging es noch zum Panamakanal. An den Miraflores Locks konnten wir sehen, wie gigantische Frachtschiffe und Tanker mittels einem Kanalsystem über den Meerspiegel gehoben werden, um dann im Süsswasser durch Panama zu durchqueren. Laufend wurden wir mit Lautsprecherdurchsagen in Spanisch und Englisch mit immensen Zahlen überschwemmt, welche so unglaublich waren, dass man sie kaum glauben konnte. (Anzahl Liter Wasser pro Minute, Gewicht, Distanzen, Zeiten,…). Ein Schiff braucht z.B. für die Durchquerung total 21 Stunden (inkl Wartezeit), was immer noch schneller ist, als Südamerika zu umfahren und einiges günstiger. Die Durchquerung eines Tankers kostet, je nach Grösse und Gewicht schnell mal eine halbe bis ganze Million USD…

Am Abend haben wir eine neue Köstlichkeit kennen gelernt: frittierte Banane mit Salz und Ketchup. Sehr zu empfehlen.


Weiteres Ausflugsziel in Panama City war Panama Viejo, welches auf uns jetzt nicht speziell wirkte. Man kann hier einige Ruinen und Steine besichtigen. Am Nachmittag, gingen wieder an die Avenida Balboa, eine Hauptverkehrsachse von Panama. Wie wir herausfanden, ist diese jeweils am Sonntag einspurig gesperrt für den Verkehr. Sie bauen dann Spielplätze für verschiedene Sportarten (Fussball, Basketball, Vollyball, Boxen,…) auf, d.h. sie zeichnen auch das Spielfeld auf den Boden und Kinder können hier spielen. Ist doch eine sehr gute Idee, wie wir finden. Auf einer zusätzlich aufgebauten Bühne hatte es noch Tanzgruppen, wobei DAve als einer von einigen Freiwilligen ausgesucht wurde, um ein paar Runden zu drehen. DAve hatte schon vorher warm bis heiss…

Ein weiterer guter Ausflug war der „Parque Natural Metropolitano“, in welchem wir eine 3h Wanderung machten. Das Ziel ist hier der mit 150m zweithöchste Punkt von Panama City, wovon man einen schönen Ausblick auf Downtown Panama erhält.

Die Insel Taboga war auch wunderschön. Nach einer einstündigen Bootsfahrt kommt man auf eine Insel, gleich vor Panama City. Hier gehen am Wochenende jeweils die Städter baden. Wir hatten Glück mit den Leuten. Es war sehr ruhig und friedlich an diesem Sandstrand. Witzig: die Gezeiten sind sehr stark hier. Wo wir den ganzen Tag lagen, war bei Abreise alles unter Wasser

Am Abend, als wir ein bisschen in Eile waren (Öffnungszeiten) konnten/mussten wir noch an der Prozession irgend eines Heiligen beiwohnen. Und diese ging zur Hauptverkehrszeit durch die Hauptverkehrspunkte… Die Stadt stand still für diese 2-3 Stunden.

Portobelo (26.-28. Januar 2006)

Um der hektischen Metropolo ein bisschen zu entfliehen, machten wir noch einen Ausflug in den Norden. Portobelo ist ein kleines Städtchen, welches früher von den Spanier als Ausgangspunkt für diversen Import und Export benutzt wurde. So wurde um 1550 etwa ein Drittel des Goldes der ganzen Welt durch diesen Ort transportiert (welches von ganz Südamerika zu Ehren des spanischen Königs herantransportiert wurde). Es ist ein sehr friedliches Städtchen, welches gerade einmal 2 kleine Hostels hat. Somit war der Abend ziemlich Touristenfrei, was wir sehr genossen.

Statt wie geplant auf die „ach so bekannte“ Isla Grande zu gehen, bevorzugten wir einen Strand, welcher gleich um die Ecke zu finden war: „Playa La Huerte“ erreicht man bequem mit Wassertaxi, welches einem dann zur vereinbarten Zeit wieder abholt. Es war wunderschön, dieser Privatstrand- bis halt auf die Sandfliegen. Wir wurden verstochen wie noch nie…


Baseball ist sehr verbreitet in Panama. So auch in Portobelo. Wir liessen es uns nicht nehmen, dem Spiel ein wenig zuzuschauen, welches von sehr viel Publikum besucht wurde. Nebenbei fand dann mal noch eine Schlägerei statt (Unterbruch Spiel) und da natürlich alle hingingen, um zuzuschauen, konnte die Polizei die Szene nur mit ein paar Schüssen in die Luft beruhigen. Dann ging das Spiel weiter.

Portobelo wird mehrheitlich von den Nachkommen der damals importierten Sklaven bewohnt. An einem Congo-Festival hörten wir dann den afrikanischen Einfluss in den Trommelklängen und dem Gesang, welcher von viel Tanz begeleitet wurde.

Schon heisst es Abschied nehmen von Zentralamerika, was uns beiden sehr gefallen hat. Die Kontraste und verschiedenen Kulturen der Länder, welche doch so Nahe liegen, waren sehr gross und unterschiedlich. Der amerikanische Einfluss war praktisch überall allgegenwärtig. Wir werden diesen Teil der Erde in schöner Erinnerung halten und hoffen, dass die Selbständigkeit und Demokratisierung rasch vorwärts geht.

Nun sind wir schon sehr auf Südamerika gespannt. Viel haben wir schon gehört, und freuen uns schon auf neue Erfahrungen und Eindrücke. Wir werden die nächste Zeit in Argentinien sein, bevor es nach Chile weitergeht. Vermutlich…

Ganz liebe Grüsse aus Buenos Aires, Argentinien

DAve und Chrigi

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